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Andere Renncomics

Nicht nur auf der Piste wurde Michel Vaillant von hartnäckigen Gegnern verfolgt - die Konkurrenz lauerte auch auf den Seiten internationaler Comic-Magazine. Vor allem in den 1960er und 70er Jahren, als Vaillant auf dem Höhepunkt seiner Popularität war, versuchten mehrere Comic-Verlage ebenfalls in den scheinbar profitablen Motorsportbusiness einzusteigen. Verschiedene Serien wurden gestartet und fast alle ebenso schnell wieder eingestellt.

Im folgenden findet ihr einen Abriß über andere Renn- und Autocomics aus dieser Zeit.

Dank geht an Bernd Weckwert für seine Recherchen, Texte und Abbildungen
und an "zauberland" für Korrekturen und Ergänzungen.

Johnny Comet / Ace McCoy (USA, 1952)

Bereits fünf Jahre vor Michel Vaillant ging der amerikanische Pisten-Champ Johnny Comet (später umbenannt in Ace McCoy) an den Start. Johnny war - anders als MV - finanziell nicht auf Rosen gebettet, weshalb die Küche kalt blieb, wenn er nicht als Erster durchs Ziel ging. Diesen in den USA veröffentlichten daily strip zeichnete kein geringerer als der spätere Fantasy-Papst Frank Frazetta (*1928). Es war sein erster Ausflug in die Welt der Zeitungscomics.1953 wurde die Serie bereits wieder eingestellt, und Frazetta begann als "Ghostzeichner" mit der Arbeit an "Flash Gordon". Johnnys Abenteuer erschienen 1991 und 1993 in zwei Alben im österreichischen Comic Forum Verlag.

Eric Murat (Frankreich, 1964)

Eric Murat war der Rennpilot in Pilote. Doch der Versuch, gegen Tintin und Vaillant zu konkurrieren, blieb ohne Erfolg. Nach zwei Fortsetzungsgeschichten und zwei One-Pagern (alle aus dem Jahr 64) kam bereits das Aus für den französischen Rennfahrer. "Eric Murat" wurde gezeichnet von Francisco Hidalgo und getextet von Franck Dominique.



Das letzte Rennen (Deutschland 1965)
(Für Coververgrößerung FF490 bitte links aufs Cover klicken)

Walter Neugebauer, hierzulande hauptsächlich bekannt für seine detailreichen Winnetou-Comics, zeichnete 1965 eine Story über das letzte Rennen von Graf Berghe von Trips. Sie erschien in 5 Teilen in Fix und Foxi 490 bis 494. Ein dokumentarischer Comic in gewohnt guter Qualität, allerdings unspannend erzählt, ohne große Höhen und Tiefen in der Geschichte.


Mach Go Go Go (Japan, 1966)

1966 schuf Tatsuo Yoshida Renn-Manga Mach Go Go Go. Hier pilotierte der wagemutige Mifune Go - im Westen kam er unter dem Namen Speed Racer (!) zu Ruhm - seinen treuen Rennwagen Mach 5. Mit dabei: Moms und Pops Racer, Speeds Liebste Trixie, sein kleiner Bruder Spritle und dessen Affe Chim-Chim, schließlich der Mechaniker Sparky und der mysteriöse Racer X, hinter dem sich der ältere Bruder, Rex Racer, verbarg (der Pilot ohne Gesicht?). Speed Racer racte als Held einer Zeichentrickserie Mitte der 70er Jahre auch über die hiesigen Mattscheiben, gefährdete aber die sittliche Reifung der deutschen Jugend. Die Serie wurde, da zu brutal, vorzeitig wieder abgesetzt. In den USA erlangte sie große Popularität, was dazu führte, dass ab den 90er Jahren für den US-Markt Original-Geschichten mit Speed Racer produziert wurden.

Alain Bercy (Frankreich, 1967)

1967 zeichnete Christian Denayer für das wöchentliche Comic-Magazin J2 zwei Folgen der Renn-Serie "Alain Bercy". Die äußere Erscheinung des Titelhelden soll sich erheblich an Michel Vaillant orientiert haben (leider konnte bis dato kein Bildmaterial beschafft werden). Denayer (*1945) war von 1962 bis 1969 als Hintergrund- und Wagenzeichner im Studio Graton beschäftigt und machte sich dann selbständig. Er hat wohl die meisten MV-Konkurrenten erschaffen (siehe unten).

Hot Wheels (Deutschland, 1970)

Zwischen3.1970 und2.1971 erschien die Comic-Book-Reihe Hot Wheels... von Matell, die nach einer Zeichentrickserie entstand, in der die gleichnamigen Spielzeugautos ihre Runden drehten. Zeichner der Serie ist - zumindest in den ersten fünf Ausgaben - Alex Toth.

Rallye durch 5 Kontinente (Spanien, 1971)

Während Michel Vaillant bei der Carrera Panamericana antrat, erschien 1971 in der spanischen Comic Zeitschrift Trinca die "Rallye durch 5 Kontinente". Der Held dieser Geschichte trug den Bleifuß-Namen Steve Speed und absolvierte, wie der Titel schon sagt, eine "erweiterte" Panamericana. Speeds Abenteuer wurden dem deutschen Publikum 1973 in Primo präsentiert, das sich auch sonst gern beim kurzlebigen Trinca bediente (Manos Kelly, El Cid, Kronan).

Patrick Leman (Belgien, 1971)

1971-72 zeichnete Christian Denayer für das Spirou-Magazin drei Stories um den Renn-Champion Patrick Leman (Le Mans!). Die Geschichten waren 18, 17 und 30 Seiten lang. Wie bei Denayer üblich, wird dem Helden auch in dieser Serie ein tolpatschiger Begleiter (mit dem seltsamen Namen "Ylno") zur Seite gestellt. Ab der zweiten Geschichte wurde Patrick Leman von Vasseur getextet - hinter diesem Pseudonym verbirgt sich kein geringerer als der Rick-Master-Szenarist (und Viel-Texter) André-Paul Duchâteau (*1931).

Alain Chevallier (Frankreich, 1971)

1971 schuf Christian Denayer - mit Duchateau als Texter - seine erfolgreichste Rennfahrer-Figur: Alain Chevallier. Chevallier startete zwischen 1972 und 1976 für die Tageszeitung Le soir und dann bis 1980 bei Tintin, wo die Serie als Vaillant-Ersatz willkommen war (Graton hatte den Verlag Lombard verlassen). Bis heute wurden 17 Chevallier-Alben produziert. Chevallier kurvte 1975 unter dem Namen Rolf Thomsen kurzzeitig auch durch das deutsche ZACK-Magazin, musste aber, als Jean Graton intervenierte, die Piste wieder für Vaillant räumen.

Knut Andersen (Holland, 1972)

Renn-Champ Knut Andersen erlebte in den Jahren 1972-73 in der holländischen Zeitschrift PEP fünf kurze Abenteuer. Schöpfer der Serie war Albert Weinberg (*1922), der zu dieser Zeit Tintin verlassen hatte und nach neuen Verdienstmöglichkeiten suchte (Dan Cooper wurde nur noch sporadisch produziert).



Bib / Michelin-Männchen (Frankreich, 1973)

Ebenfalls von Albert Weinberg in Szene gesetzt wurden die Abenteuer des Michelin-Mänchens Bib und seiner Freunde.1973 und 1974 erschien neben vier relativ kurzen Fortsetzungsgeschichten auch eine albenlange Story (Le rallye de l'enfer = Die Höllenrallye).

Bob Barry (Italien, 197?)

1976 wurde in den ZACK-Paraden 18, 19 und 21 Bob Barry als kurzzeitiger Vaillant-Ersatz präsentiert. Zu dieser Zeit war nicht klar, ob Graton noch neues Vaillant-Material liefern würde, sodass sich die ZACK-Redaktion um andere Renn-Comics bemühte (siehe auch "Alain Chevallier"). "Bob Barry" wurde von Mario Basari (Text) und Paolo Ongaro (Zeichnungen) verwirklicht und war eine Routineproduktion für den5.länder Verlag Epipress. In den 80ern kehrte Ongaro mit "Gran Premi di Formula 1" zum Rennsport zurück.


Grand Prix (Schweiz, 1975, 1976. 1977)
(1976er Coververgrößerung bitte links klicken)
In den Jahren 1975 bis 1977 erschienen in der schweizer Editions 24 Heures drei Bände (einer pro Jahr) vom Zeichner- und Autorenteam Willy Richard und Mario Luini auf deutsch als Hardcover in ungefährer Din A4 Größe.


Grand Prix (Deutschland, 1979, 1980, 1981)
(1979er +1981er Coververgrößerung bitte rechts klicken)
1979 und 1980 veröffentlichte der Condor-Verlag zwei Bände zur jeweiligen Formel 1-Saison. Diese Bände entsprachen vom zeichnerischen und dokumentarischen Stil und der Herangehensweise den Editions 24 Heures-Bänden. Sie sind jedoch in einem etwas kleineren Format und in Softcover-Ausführung.

Im Jahr 1981 veröffentlichte Condor dann als Nr.3 (!) das Actioncomic-Jahrbuch "Die Helden des Grand Prix", das jedoch keine neuen Inhalte bot, sondern nur eine Zusammenfassung der beiden vorgenannten Comics 1 und 2 darstellte.

Unser Schumi (Deutschland, 1998)

Zwischen 1998 und 2002 publizierte das deutsche Zeichner- und Autorengespann Kim Schmidt und Lutz Mathesdorf drei Funny-Bände über Michael Schumacher. Ob man den dort dargebotenen "Humor" tatsächlich als solchen bezeichnen kann, muss jeder für sich selbst entscheiden.

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